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By Peter Wulf
Die vorliegende Arbeit hat außer ihrem rein informativen Wert noch insofern eine sehr spezielle Bedeutung für die Mittelstandsforschung, als sie eine Reihe von Problemen aufweist, die nicht nur die politische Stellung gewisser mittelständischer Gruppen, sondern vor allem ihre Selbsterkenntnis belasten. Das führte in den zwanziger Jahren zu einer kritischen Entwiddung, die - speziell bezogen auf die Landbevölkerung in Schleswig-Holstein - in ihren politischen Auswirkungen schon mehrfach untersucht worden ist, (insbesondere von Rudolf Heberle und Gerhard Stoltenberg). Der Verfasser unternimmt mit Erfolg eine weitere Vertie fung dieser Ansätze, indem er sie auf das Handwerk bezieht und in der damaligen Verbands- und Tagespresse den jeweiligen Motiven für die politischen Reaktio nen der Handwerker und auch ihrer Aktivität im Rahmen der politischen Parteien nachgeht. Das Ergebnis ist der Aufweis einer besonderen "Wirtschaftsgesinnung" beim Handwerk, "die es scharf von der industriellen Gesellschaft und den ihr verbun denen Gesellschaftsschichten abhob". Als Vertreter einer "berufsständischen Ord nung" fühlten sich die Handwerker fremd zwischen den Interessenverbänden der Arbeiterschaft - den Gewerkschaften - einerseits und den Verbänden der Unter nehmerschaft andererseits. So entstand der Nordwestdeutsche Handwerkerbund als eine politische Kampf-und Abwehrorganisation des deutschen Handwerks. Theo dor Geiger hat übrigens schon früh die Problematik einer solchen Lage zwischen zwei Fronten hervorgehoben, von der guy annehmen kann, daß sie sich unter dem Einfluß einer Wirtschaftskrise schnell radikalisieren wird. So geschah es auch nach 1929, als die Handwerker weitgehend zum Nationalsozialismus übergingen.
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Dieser Buchtitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer e-book data mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen.
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Im Gegensatz zur DDP und DVP, die als politische Parteien im gesamten Reichsgebiet auftraten und deren Wählerschaft 1919 gleichmäßig auf die städtischen und ländlichen Wahlbezirke verteilt war, verstand sich die »SchleswigHolsteinische Bauern- und Landarbeiterdemokratie" als die Partei des partikularistisch-antipreußisch gesonnenen liberalen Landvolks, die bewußt an die Tradition von 1848 anzuknüpfen suchte. Ihren Hauptrückhalt hatte die SHBLD auf dem schleswig-holsteinischen Mittelrücken 24. Obwohl eine betont bäuerliche Gründung, versuchte die Partei in gleicher Weise, die ihr wesensverwandten Schichten des kleinstädtischen gewerblichen und händlerischen selbständigen Mittelstandes anzusprechen.
Ihr Hauptgewicht lag wie schon in früheren Wahlen in den ländlichen Bezirken, wo sie 43,4 % der Stimmen erhielten 28. Auf dem Geestrücken konnte die DNVP in den Landgemeinden sogar die Hälfte aller Stimmen erringen (49,9 %), da hier viele ehemalige Wähler der Landespartei nach rechts schwenkten (Marsch: 41,4 %; Hügelland: 40,9 %) 29. Die DVP verlor zwar an Stimmen gegenüber den Wahlen des Jahres 1921, konnte ihren Stimmanteil gegenüber den Maiwahlen 1924 jedoch leicht verbessern. Sie erreichte 14,6 % der Stimmen; ihre Stimmanteile in den städtischen und ländlichen Bezirken waren fast ausgeglichen (Stadt: 14,5 %; Land 14,9 %).
1929. Jahresbericht der Hwk. zu Altona 1928, S. 10. Jahresbericht der Hwk. zu Altona 1932, Altona 1933, S. 32. Jahresberichte der Hwk. Flensburg 1926-1930, Flensburg 1930, S. 40; die genaue Zahl der Betriebe war dort nicht angegeben. 50 Die politische Haltung des schleswig-holsteinischen Handwerks 1926 88 0/0 der Betriebe Alleinbetriebe oder Betriebe mit einem Gesellen 7, im Kammerbezirk Altona waren die Betriebe allgemein größer. Das Betriebskapital vieler Betriebe war durch die Inflation vernichtet worden; im schleswig-holsteinischen Müllerhandwerk war es bis 1928 sogar auf 15 Ofo des Vorkriegskapitals ab gesunken (1928: 3500 RM) 8.